Audi-Prozess: Ex-Vorstandsvorsitzender gesteht Abgasbetrug

25. Mai
Rupert Stadler hat aktuell zugegeben, während seiner Zeit als Audi-Vorstandsvorsitzender nichts gegen die illegalen Manipulationen des Ingolstädter Autobauers unternommen zu haben. Im Juni wird er als erster Ex-Chef innerhalb des VW-Konzerns wegen des Abgasskandals verurteilt werden.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Audi, Rupert Stadler, muss sich seit knapp zweieinhalb Jahren wegen des Abgasskandals vor dem Landgericht München II verantworten. Die gesamte Zeit über bestritt er den Vorwurf, schon frühzeitig von den Manipulationen von Audi-Fahrzeugen gewusst und den Verkauf der betroffenen Autos trotzdem nicht gestoppt zu haben. Nun ließ Stadler jedoch ein vollumfängliches Geständnis von seiner Anwältin verlesen.

Richter kündigte bereits Verurteilung Stadlers an

Dass der Ex-Audi-Chef geständig ist, ist kein Zufall. Zuvor hatte der Vorsitzende Richter bereits durchblicken lassen, dass Stadler wohl sowieso auf Basis der vorhandenen Beweislage verurteilt würde. Demnach habe Stadler spätestens im Jahr 2016 davon erfahren, dass Audi-Ingenieure Diesel-Motoren so manipuliert hatten, dass die betroffenen Fahrzeuge auf dem Prüfstand sauber wirkten, während sie im normalen Straßenbetrieb unerlaubt viele Schadstoffe ausstießen. Dennoch wurden die betroffenen Fahrzeuge noch bis ins Jahr 2018 hinein verkauft.

Stadler gab nun zu, dass er bereits frühzeitig hätte reagieren müssen. Über seine Anwältin ließ er verkünden, dass er die Möglichkeit gehabt habe, einzugreifen, dies aber unterlassen habe. Nachdem seine Verteidigerin Stadlers Statement vorgelesen hatte, fragte der Richter den ehemaligen Top-Manager, ob das so richtig sei. Stadler antwortete lediglich mit “Ja”.

Bewährungsstrafe dank Geständnis

Das Geständnis wird Rupert Stadler wohl vor einer Gefängnisstrafe schützen. Gericht, Staatsanwaltschaft und Stadlers Verteidiger haben nämlich einen Deal vereinbart, dass er im Falle eines Geständnisses mit einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe in Millionenhöhe davonkomme.
Die Verfahrenskosten, die sich wohl ebenfalls auf eine Millionensumme belaufen, wird sich Stadler zudem mit seinen Mitangeklagten teilen müssen.

Auch Wolfgang Hatz, der nach seiner Tätigkeit für Audi Entwicklungsvorstand bei Porsche wurde, legte bereits ein Geständnis ab. Gleiches gilt für zwei weitere Audi-Ingenieure. Das Verfahren gegen den ersten Geständigen wurde zwischenzeitlich sogar gegen eine einmalige Geldstrafe eingestellt.

Stadler wird als erster Ex-Vorstandsvorsitzender wegen des Abgasskandals verurteilt

Ende Juni wird es zum abschließenden Urteil in der Sache kommen. Wenige Wochen zuvor werden die Staatsanwaltschaft und die Verteidiger der drei Angeklagten ihre Schlussplädoyers halten. Es ist davon auszugehen, dass die Staatsanwaltschaft lediglich für Wolfgang Hatz eine Gefängnisstrafe fordern wird. Ob das Gericht dieser Forderung auch nachgehen wird, ist allerdings nicht gesichert.

Mit dem Urteil wird ein weiterer Teil der Aufarbeitung des Abgasskandals erledigt sein und Rupert Stadler wird fast acht Jahre nach dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals der erste ehemalige Vorstandsvorsitzende aus dem Volkswagen-Konzern sein, der deshalb verurteilt wird. Das Verfahren gegen den Ex-VW-Chef Martin Winterkorn konnte bislang wegen einer Hüftverletzung des heute 76-Jährigen nicht gestartet werden. Die Verhandlungen gegen weitere Ex-VW-Führungskräfte laufen hingegen bereits seit mehreren Monaten.

Betroffene Fahrzeughalter können Anspruch auf Schadensersatz kostenfrei prüfen

Für betroffene Fahrzeughalter kann es von Vorteil sein, dass nun klar ist, dass ehemalige Führungskräfte von Audi die Manipulationen angeordnet bzw. nicht verhindert haben. Die Aussichten, Schadensersatzansprüche in der Sache durchzusetzen, nehmen dadurch in jedem Fall noch einmal zu, wenngleich die Durchsetzung von zivilrechtlichen Ansprüchen in der Sache auch vorher schon möglich war.

Ob Schadensersatzansprüche wegen des Abgasskandals bestehen und wie hoch diese ausfallen, können Diesel-Halter in wenigen Schritten mit dem Chat-Formular von VerbraucherHammer prüfen. Dieser Service ist komplett kostenfrei und ohne Vertragsbindung oder Ähnliches möglich. Im Anschluss besteht zudem die Option, sich von einem Abgasskandal-Experten über die rechtlichen Möglichkeiten in der Sache informieren zu lassen – ebenfalls kostenlos und komplett unverbindlich.

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