Studie: Noch mehr Diesel-Fahrzeuge sind vom Abgasskandal betroffen

11. Apr
Fahren mehrere Millionen Diesel-Fahrzeuge noch immer mit überhöhtem Abgasausstoß durch die Gegend? Das legt jedenfalls eine aktuelle Studie nahe. Wir von VerbraucherHammer stellen nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse dieser Analyse vor.

Der internationale Umweltforschungsverbund ICCT hat mehr als 700.000 Tests und Studien zum Abgasausstoß von Diesel-Fahrzeugen in Europa analysiert. Dabei kam heraus, dass sehr wahrscheinlich noch deutlich mehr Automobile vom Dieselskandal betroffen sind, als es bisher bekannt ist.

Weniger als jedes vierte Diesel-Fahrzeug hält vorgeschriebene Schadstoff-Grenzwerte ein

In der Studie, die Ende März 2023 veröffentlicht wurde, kamen die Umweltforscher zu dem Ergebnis, dass knapp 85 Prozent der Euro 5- und 77 Prozent der Euro 6-Dieselfahrzeuge verdächtig hohe Schadstoffmengen ausstoßen. In fast der Hälfte der Fälle (40 Prozent) wurde sogar ein extremer Stickoxid-Ausstoß festgestellt.

Insbesondere bei den Fahrzeugen mit extrem hohen Stickoxid-Ausstoß sind sich die Forscher nahezu sicher, dass diese illegale Abschalteinrichtungen enthalten. Dies sei auch bei Fahrzeugen mit verdächtig hohen Emissionen sehr wahrscheinlich.

Was ist eine Abschalteinrichtung und wann ist sie legal?

Abschalteinrichtung sind Software-Lösungen, die während amtlicher Abgastests für niedrige Abgaswerte der manipulierten Fahrzeuge sorgen. Dadurch erhalten diese problemlos die Typgenehmigung, obwohl sie im normalen Straßenbetrieb mehr Schadstoffe ausstoßen, als es der Gesetzgeber erlaubt.

Die Verwendung entsprechender Einrichtungen ist illegal, solange diese nicht ausschließlich in Ausnahmesituationen zum Einsatz kommen. Außerdem dürfen Abschalteinrichtungen nur verwendet werden, wenn diese vor unmittelbar auftretenden Motorschäden oder Gefahrensituationen schützen.

Im Normalfall wurden solche Software-Lösungen allerdings nur von den verantwortlichen Autobauern verwendet, um die eigenen Margen zu optimieren, indem sie Geld für hochpreisige Abgastechnik einsparten. Dafür spricht allein schon der Fakt, dass die Verwendung solcher Abschalteinrichtung bei der Zulassung normalerweise nicht offengelegt, sondern erst im Nachhinein im Rahmen unabhängiger Abgastests entdeckt wurde. Dies war erstmals 2015 der Fall, als der VW-Dieselskandal öffentlich bekannt wurde.

Deutsche Umwelthilfe fordert Rückruf von mehr als acht Millionen Diesel-PKW

Bis heute hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) allein in Deutschland mehr als vier Millionen Diesel-Fahrzeuge wegen des Abgasskandals zurückgerufen. Die Daten der ICCT-Studie legen allerdings nahe, dass noch immer deutlich mehr Fahrzeuge mit unzulässigen Abgaswerten auf Europas Straßen unterwegs sind. Diese Vermutungen decken sich mit Abgastests der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Die DUH geht aktuell bereits juristisch gegen das Kraftfahrt-Bundesamt vor und fordert den Rückruf von mehr als acht Millionen Diesel-Fahrzeugen in Europa. Das Schleswig-Holsteinische Verwaltungsgericht, das für diese Klagen verantwortlich ist, stärkte der DUH diesbezüglich zuletzt im Rahmen eines erstinstanzlichen Urteils den Rücken.

Es ist davon auszugehen, dass das Bundesverwaltungsgericht (BVG) möglicherweise noch in diesem Jahr ein abschließendes Grundsatzurteil in der Sache verkündet. Prozessbeobachter erwarten, dass das KBA dann nach und nach zu dem Rückruf dieser mehr als acht Millionen PKW-Modelle verpflichtet wird. Mit einer Entscheidung zugunsten der Flensburger Behörde und den verantwortlichen Autobauern rechnet hingegen kaum jemand.

Abgasskandal: VerbraucherHammer prüft Schadensersatzansprüche kostenfrei

Die Halter von Diesel-Fahrzeugen der Schadstoffnormen Euro 5 und Euro 6 sollten die Lage aufmerksam beobachten. Nachweislich manipulierte Automobile bringen auf dem Gebrauchtwagenmarkt nämlich deutlich weniger ein als vergleichbare Fahrzeuge, die nicht vom Abgasskandal betroffen sind. Außerdem können die PKW-Modelle beispielsweise aufgrund verpflichtender Software-Updates schwerwiegende Folgeschäden erleiden. Unter anderem deshalb haben betroffene PKW-Besitzer die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche in der Sache geltend zu machen.

Ob Verbraucher wegen des Abgasskandals Anspruch auf Schadensersatz haben, können diese in wenigen Schritten mit dem Chat-Formular von VerbraucherHammer prüfen. Dieser Service ist komplett kostenfrei und ohne Vertragsbindung oder Ähnliches möglich. Im Anschluss besteht zudem die Option, sich von einem Abgasskandal-Experten über die rechtlichen Möglichkeiten in der Sache informieren zu lassen – ebenfalls kostenlos und komplett unverbindlich.

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